Schultoiletten
Eine saubere Schultoilette trägt zur Akzeptanz bei

Brennpunkt Schulklo

Ist eine Nutzungsgebühr für Schultoiletten die Lösung? Das und noch viel mehr verrät GTO-Geschäftsführer Thilo Panzerbieter im Interview.

AUTORIN: Susanne Layh, freie Journalistin | FOTOS: GTO | DATUM: 28.04.23

Kann es die Situation auf der Schultoilette verbessern, wenn das Thema im Unterricht aufgegriffen wird?

Thilo Panzerbieter: Im Unterricht lässt sich ein Bewusstsein für den „Brennpunkt Schulklo“ schaffen, etwa in den naturwissenschaftlichen Fächern, Sozialkunde oder Geographie: Wie viele Menschen haben weltweit überhaupt Zugang zu Toiletten? Welche gesundheitlichen Folgen hat mangelnde Hygiene durch fehlendes Wasser oder Seife? Was würde man selbst tun, wenn man in der eigenen Schule nicht auf die Toilette gehen könnte? Da wird am Anfang immer viel gekichert – und garantiert sagt irgendwann jemand, dass wir es im Vergleich zu vielen Menschen in anderen Ländern ganz schön gut haben und besser mit unseren Toiletten umgehen müssten. Eine AG „Schulklo“ oder ein Kurs im Rahmen einer Projektwoche könnten Ansatzpunkte sein, den Schülerinnen und Schülern selbst einen Teil der Verantwortung zu übertragen und Verschönerungsaktionen umzusetzen. Auf unserer Website www.germantoilet.org stellen wir unter dem Stichwort „Klobalisierte Welt“ Lehr- und Infomaterial für verschiedene Klassenstufen zur Verfügung.

An einigen Schulen wurde aus der Not heraus bereits eine Toilettennutzungsgebühr von fünf oder zehn Cent pro WC-Gang eingeführt. Damit wird ein Reinigungsdienst finanziert, der auch aufpasst, dass die Anlagen nicht zerstört werden. Was halten Sie davon?

Thilo Panzerbieter: Der Toilettenbesuch ist ein Menschenrecht, deshalb halte ich eine Gebühr nicht unbedingt für den besten Weg. Ganz ablehnen kann ich die Idee aber auch nicht, da es Schulen gibt, für die ein solches Konzept gut funktioniert. Hierfür braucht es dann aber definitiv ein Bezahl- oder Subventionssystem, welche die Gebühr für einkommensschwache Personen übernimmt, damit niemand ausgegrenzt wird.

Was schlagen Sie stattdessen vor, wenn es häufiger zu Vandalismus in den Schulklos kommt?

Dass man sich auf die 93 bis 97 Prozent der Schülerinnen und Schüler konzentriert, die sich bessere WC-Anlagen wünschen, statt die wenigen Schuldigen zu suchen und zu bestrafen. Mit einer entsprechenden Einbindung des Themas in den Unterricht kann man dazu beitragen, dass ein Bewusstsein für die Bedeutung funktionierender Toiletten und damit eine Kultur des Kümmerns entsteht. Außerdem verstehen Erwachsene oft nicht, dass Kinder etwas nicht mutwillig zerstören oder verschmutzen, sondern aus Unkenntnis oder aus der Not heraus handeln. Eine gemeinsame Begehung der Toilettenräume der Lehrkräfte mit Schülerinnen und Schülern zu Beginn eines Schuljahres wirkt oft Wunder: Was funktioniert, was nicht? Was mache ich, wenn das Toilettenpapier leer ist? Wofür sind die Hygienebeutel in den Mädchenklos da? Wie funktioniert der Stoffhandtuchautomat?

Wie kann eine Schule dafür sorgen, dass Probleme wie eine defekte Spülung oder fehlende Bedarfsartikel schnell behoben werden?

Meiner Ansicht nach muss es in jeder Schule ein Meldesystem für Probleme mit den Toiletten geben. Dafür braucht jeder WC-Raum eine Nummer, damit er eindeutig bestimmt werden kann. Weiterhin muss es eine feste Ansprechperson für Probleme mit den Toiletten geben, die allen Schülerinnen und Schülern bekannt ist. Das kann eine Lehrkraft, der Hausmeister beziehungsweise die Hausmeisterin oder jemand vom Sekretariat sein. Die Schülerinnen und Schüler müssen sich darauf verlassen können, dass sich ein Erwachsener um ihre Probleme kümmert.

Wenn kaum Geld vorhanden ist: Für welchen Artikel in den Schulklos würden Sie es ausgeben?

Davon ausgehend, dass für Bedarfsartikel wie Toilettenpapier, Seife und Einmalhandtücher gesorgt ist, würde ich in Kleiderhaken in den WC-Kabinen investieren. Die kosten nur ein paar Cent und sind schnell montiert. Schülerinnen und Schüler sind dafür sehr dankbar, denn dann müssen sie ihre Jacken und Taschen nicht mehr auf den Boden legen oder beim Toilettengang umständlich am Körper tragen.

Neun Tipps für bessere Schultoiletten

  1. Ausreichende Bereitstellung von Toilettenpapier, Seife und Einmalhandtüchern
  2. Abschließbare Behälter für Toilettenpapier oder Einzelblattspender
  3. An der Wand montierte Mülleimer und WC-Bürsten
  4. Kleiderhaken in den Kabinen
  5. Ausreichend hohe Abtrennungen zwischen den WC-Kabinen
  6. Vom Flur einsehbarer Vorraum durch Bullaugen in den Eingangstüren
  7. Ausreichende Beleuchtung
  8. Meldesystem für Probleme mit den WCs
  9. Ein Bewusstsein für das Thema im Unterricht schaffen

Thilo PanzerbieterThilo Panzerbieter ist Geschäftsführer der German Toilet Organization (GTO) e. V., die sich weltweit für eine Verbesserung der Sanitärversorgung zum Schutz von Umwelt, Gesundheit und Menschenwürde einsetzt.