Auf die drei R kommt es an
Mit Schulabsentismus richtig umgehen: Die Schulpsychologin Carmen Adenaw vom Staatlichen Schulamt in Fulda gibt drei entscheidende Tipps.
1. Registrieren
Wichtig ist vor allem, das Problem wahrzunehmen. In der Regel schnellen die Fehlzeiten nicht von jetzt auf gleich hoch, sondern schleichen sich langsam ein. Am Anfang fehlen die Schüler und Schülerinnen vielleicht nur in einzelnen Fächern oder sind immer wieder länger krank. Das kann ein Einstieg sein. Deshalb kommt es darauf an, Warnzeichen und Fehlzeiten sorgfältig zu registrieren.
2. Recherchieren
Genau hinschauen: Was steckt dahinter? Schulabsentismus kann verschiedene Gründe haben. Eine Ursache kann Schulangst sein, verursacht durch Leistungsdruck, Überforderung oder Prüfungsängste. Auch soziale Ängste oder Konflikte können eine Rolle spielen. Mitunter fürchten sich die Kinder, sich vor der Klasse zu blamieren oder fühlen sich ausgegrenzt. Häufig geht Angst mit psychosomatischen Symptomen einher: Die Kinder fühlen sich krank, leiden unter Bauchschmerzen. Deshalb ist wichtig, genau nach den Ursachen zu forschen.
3. Reagieren
Zentral ist, möglichst früh zu reagieren. Je mehr Fehlzeiten sich aufstauen und je länger ein Kind fehlt, desto schwieriger fällt die Rückkehr zur Schule. Es entstehen Lernlücken, die das ungute Gefühl verstärken – und die Hürde wird immer höher. Die Schule braucht ein einheitliches Konzept, wie sie mit Schulabsentismus umgeht. Im ersten Schritt sollten Lehrkräfte das Gespräch suchen, erst einmal mit den Kindern selbst, danach auch mit den Eltern. Konnten Gründe für das Fernbleiben identifiziert werden, macht es Sinn, die Interventionen darauf abzustimmen. So kann beispielsweise bei Überforderung individuelle Förderung für Lernerfolge sorgen und das positive Selbstbild stärken. Bei psychischen Problemen braucht es häufig Unterstützung von außen. Leider kommt die Schulpsychologie oft erst ins Spiel, wenn schon hohe Fehlzeiten aufgelaufen oder mehrere Wiedereingliederungsversuche fehlgeschlagen sind. Bei Schulabsentismus ist es sinnvoll, möglichst früh multiprofessionell anzusetzen. Dafür ist ein Runder Tisch sehr hilfreich. Auch die Prävention spielt eine große Rolle: Wichtig ist ein gutes Schulklima. Die Kinder sollen gerne in die Schule gehen, angstfrei lernen – und Probleme offen ansprechen können.
MEHR INFOS
Hintergrundwissen, Materialien und Handreichungen zum Thema Schulabsentismus:
Hessisches Kultusministerium für Schulen:
Handreichung „Pädagogisch-psychologische Maßnahmen zum Umgang mit Schulvermeidung“
Qualitäts- und UnterstützungsAgentur – Landesinstitut für Schule, Nordrhein-Westfalen:
Informationen zu Angeboten in NRW
Bayerisches Staatsministerium für Unterricht und Kultus:
Materialsammlung für Beratungsfachkräfte
Bildungsserver Berlin-Brandenburg:
Informationen für Eltern und Lehrkräfte
Bildungsserver Mecklenburg-Vorpommern:
Handlungsleitfaden für Lehrerinnen und Lehrer
Kompetenzzentrum Schulpsychologie, Baden-Württemberg:
Infobriefartikel zum Schwerpunktthema Schulabsentismus