Selbstverteidigungsangebote: Was sollten Schulen beachten?
Die Angebote für Selbstverteidigungskurse an Schulen sind zahlreich, doch nicht immer werden sie den Anforderungen gerecht. Manchmal vermitteln sie sogar stereotype Rollenbilder oder gesundheitsgefährdende Techniken wie Beißen, Treten und Schlagen.
Folgende Fragen sollten sich Schulen und Lehrkräfte daher bei der Auswahl eines Angebots stellen:
1
Passt das Angebot zu dem Erziehungs- und Präventionskonzept der Schule oder kann das Angebot ein Teil dieses Konzeptes werden?
2
Schätzt die zuständige Polizei das Angebot und den Anbieter positiv ein?
3
Werden die länderspezifischen Regelungen zum Schulsport eingehalten?
4
Wie beurteilt die Schulleitung die Eignung der durchführenden Personen und/oder Institutionen? Folgende Fragen helfen bei der Einschätzung: Vermittelt das Angebot auch positive, deeskalierende und altersgerechte Handlungsalternativen sowie Methoden zur Entwicklung eines positiven Selbstbildes und einer angemessene Gefahreneinschätzung? Lernen die Schüler auch, Gefühle auszudrücken, in Worte zu fassen und ihr Selbstbewusstsein zu stärken?
5
Erscheinen die Ziele und Angebote des Anbieters unter den gegebenen Rahmenbedingungen (z.B. zur Verfügung stehende Zeit) realistisch? Gibt es unrealistische „Werbeversprechen“ (wie „Kinder können sich gegen Übergriffe durch Erwachsene umfassend schützen“)?
6
Beinhaltet das Konzept eine Ausgewogenheit von Pädagogik und Technikvermittlung? Etwa auch Techniken, um auf Verletzung der eigenen Grenzen zu reagieren oder Möglichkeiten, um Erwachsene aufmerksam zu machen und Unterstützung einzuholen?
7
Wird das Angebot den Bedürfnissen der Zielgruppe angepasst? Zum Beispiel sollten Grundschülern nicht Techniken vermittelt werden, die ihnen in der Notfallsituation mit einem Erwachsenen nicht weiterhelfen, weil sie z.B. körperlich unterlegen sind.
8
Wird die Achtsamkeit im Umgang miteinander (auch und gerade bei Kampftechniktraining) gefördert?
9
Werden die eingeforderten Werte und Normen persönlich vorgelebt und sind diese konform mit den Werten und Normen der Schule?
10
Wird die körperliche und seelisch-geistige Integrität gesichert?
11
Werden Leistungsvergleiche im positiv-fördernden Maß ermöglicht, d.h. wird eine Überbetonung des Wettkampfes und der Siegesorientierung vermieden?
12
Werden angstauslösende Realitätstrainings („Ernstfallerprobungen“ etwa durch „ins Auto zerren“) ausgeschlossen?
13
Wird die Schule bei der Weiterführung der Inhalte unterstützt, z.B. durch Beratung, Schulung, Materialien?
Quelle: Die Publikation „Selbstverteidigungsangebote in Schulen“ der DGUV liefert diese und weitere wertvolle Informationen.